Wachsverarbeitung – Bienen bauen, Imker pressen

Andreas Brandl , Obmann des Imkervereins Henndorf am Wallersee, hat uns beim letzten Kurs zur Wachverarbeitung einen der wohl ältetsten Baustoffe der Natur nahegebracht.
Beginnend mit einem Vortrag wurden uns die Besonderheiten des Bienenwachses gezeigt, die Produktion durch die Baubienen erklärt und die Zusammensetzung sowie die durch Zeit, Gebrauch im Stock und öftere Verwertung bedingten Veränderungen des Waches erläutert.
Besonderes Augenmerk wurde von ihm dabei natürlich auf den eigenen Wachskreislauf gelegt. Für ihn als „Bio-Imker“ eigentlich eine absolut notwendige Sache. Nur so kann man sicher sein was im eigenen Wachs enthalten ist. Oftmals werde von den Imkern vergessen, dass das Bienenwachs recht viele Stoffe binden kann. So würden in vielen Imkereien Spuren von Behandlungsmitteln gegen Varroa oder Wachsmotte, Kunststoffe, Farben und Lacke, uvm. im Wachs gefunden, so Brandl. Um dieser Problematik vorzugreifen, überlegt Andreas Brandl ganz genau, was in seine Beuten kommt!

Im praktischen Teil des Abends durften wir selbst „Hand anlegen“.
Zuerst zeigte uns Andreas das Klären von ausgeschmolzenen, noch verunreinigten Wachsblöcken im Wasserbad und die Reinigung des draus entstandenen Wachsblocks. Dabei haben wir auch zusätzlich viel über die mögliche „Entseuchung“ mit dauerhaften Temperaturen von ca 140°C erfahren.

Für uns vorbereitet war feinstes, duftendes Entdeckelungswachs. Im Wasserbad geschmolzen stand es bereit, zu Mittelwänden gegossen zu werden. Der erfahrene Imker machte es vor – gerade wie ein Kinderspiel kam es uns vor – zumindest beim Zusehen. Als jeder von uns auch einen Versuch wagen durfte, wurden einige eines Besseren belehrt. Wir fanden heraus, dass es keineswegs schwierig ist, Mittelwände zu gießen, es bedarf allerdings einer gewissen Übung und Routine. Nach einigen Versuchen haben sich regelrechte „Gieß-Profis“ herauskristallisiert.
Die Funktionsweise der hier verwendeten Mittelwandpresse ist so einfach wie genial. Das perfekt erwärmte Wachs (nicht zu kalt und nicht zu heiß) wird mittels einer Kelle in optimaler Menge auf die Silikonmatrize gegossen und zügig gepresst. Nach dem Versäubern im geschlossenem Zustand und etwas Geduld, bis die Wasserkühlung die neue Mittelwand in einen festen Zustand gebracht hat, kann die Presse vorsichtig wieder geöffnet werden. Im besten Fall wird nun eine perfekte Mittelwand, ebenfalls vorsichtig, aus der Matritze gelöst und kann mit einem leichten Holzgewicht (in Mittelwandgröße) beschwert werden. Dies sichert ein vollkommen flaches Aushärten.
Hat sich eine nicht ganz perfekte Mittelwand gezeigt, könnte das Wachs zu kalt oder zu heiß gewesen sein (es können Risse entstehen). Auch das Gießen an sich, kann das Problem sein, sowie die Geschwindigkeit des Imkers. Aber hat man das erstmal alles im Gefühl, steht der eigenen Mittelwandproduktion nichts mehr im Wege.
Gepresste Mittelwände haben gegenüber der gewalzten Variante den Vorteil, etwas stabiler zu sein. Sie hängen bei wärmeren Temperaturen nicht so leicht durch, sind aber auch starrer und lassen sich nur schwer zu Kerzen rollen.

Das Ist auch genau das Thema von Heidi Brandl, Andreas‘ Frau. Sie hat uns an diesem Abend eine weitere Verwendung des Bienenwachses gezeigt und uns damit begeistert. Sie gießt, rollt und tunkt wunderschöne Kerzen.
Ist Bienenwachs zu alt für die weitere Verwendung im Volk, kann man es perfekt für Kerzen nutzen. Auch hier wird im Wasserbad das Bienenwachs geschmolzen. Heidi klemmt zwischen zwei waagerechte Holzspieße einen Docht und lässt ihn in die Gussformen hängen. Nachdem das Wachs durch ein Milchfiltertuch (dient als Filter für Schwebstoffe und kleinste Partikel) geflossen ist, kann es in die Form gegossen werden. Nach dem Aushärten kann man sich nochmals an dem beeindruckend gut duftendem Bienenwachs erfreuen.

Wir danken nochmals Andreas Ober und seiner Frau für den schönen, informationsreichen Abend. Wir konnten uns von den Vorteilen einer eigenen Mittelwandpresse überzeugen und wertden diese nun auch bei uns im Verein, mit einer eigenen Presse umsetzten.