Bienenwachs

 

Das Bienenwachs ist eine weitere Einzigartigkeit der Biene. Als einziges bekanntes Lebewesen produziert die Biene den Baustoff, das Bienenwachs, selbst über die an der Unterseite des Hinterleibs sitzenden Wachsdrüsen. Es entstehen kleine „Plättchen“ die optisch an Schuppen erinnern. Die Biene „schwitzt Wachs“. Diese Plättchen werden so lange mit den Beinchen und Mundwerkzeugen bearbeitet und geformt bis sie ein fest verbauter Bestandteil der wohl ausgeklügeltsten und damit perfekten, natürlichen Form werden. Der Bienenwabe. Optimale Raumausnutzung und Stabilität bietet dieses sechseckige Konstrukt, die auch vom Menschen, z.B. in der Bionik genutzt wird.

Wie entsteht das Bienenwachs?

Als Rohstoff für das bekannte Bienenwachs benötigt die 13-20 Tage alte Baubiene hauptsächlich Honig bzw. Futterzucker (Kohlehydrate) sowie auch Pollen. Daraus werden in den Wachsdrüsen die oben erwähnten Plättchen „ausgeschwitzt“. Von diesen Drüsen kann man 8 Stück finden, zwischen der 3. bis 6. Bauchschuppe. Am intensivsten wird Wachs von April bis Juli produziert. Das Wachs ist zuerst flüssig und wird erst bei der Abkühlung an der Luft zu den schneeweißen Wachsplättchen die man kennt.
Weiß? Ja, ganz frisches Bienenwachs ist annähernd weiß. Erst durch das effektive Nutzen des Wachses zum Brüten, Einlagern von Honig oder Pollen sowie das Bearbeiten mit Propolis nimmt das Wachs die bekannt gelbe Farbe an.
Was beinahe jeden Menschen beeindruckt ist der feine, unverwechselbare Geruch. Wenn diese spezielle olfaktorische Eigenschaft gestört ist, also Fremdgerüche oder gar ein „Mief“ nachzuweisen ist, kann man davon ausgehen das das Wachs vom Menschen falsch gelagert wurde und eventuell Schadstoffe aufgenommen hat.
Als thermoplastischer Baustoff ist Bienenwachs zw. 34 und 37°C, also Bienenstocktemperatur, gut formbar. Die Formstabilität verliert das Wachs ab ca. 45°C, ab 60°C geht es in den flüssigen Aggregatzustand über.

Inhaltsstoffe

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Kohlen-wasserstoffe

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Alkohole

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verschiedene Ester

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Freie Säuren

Ernte, Bearbeitung und Nutzen für den Menschen

Wachs wird u.a. bei der Entnahme von Waben gewonnen.
Für die Mittelwanproduktion eignet sich am besten das hochwertige Entdeckelungswachs, Drohnenwaben oder auch Wildbau-Waben.
Waben die sehr verschmutzt sind und nicht mehr ausreichend von den Bienen gereinigt werden können, finden ihren Nutzen als Kerzenwachs.
Der Imker schmilzt die (verunreinigte) Bienenbehausung ein und kann so mit viel Geduld und dem richtigen Vorgehen das Wachs von annähernd allen Fremd- und Schutzpartikeln befreien. Um es zu reinigen, wird das Wachs für längere Zeit, oft mehrere Stunden, im flüssigen Zustand gehalten. So können sich alle wachsfremden Partikel am Boden absetzten. Dazu nutzt man ganz einfach die Schwerkraft und die eigene Geduld. Nach dem Aushärten des Wachses kann nun die untere, verschmutze Schicht abnehmen und sich am restlichen, sauberen Wachs erfreuen. Falls sich immer noch Verschmutzungen im Wachs befinden, wiederholt man den Vorgang einfach so lange, bis alles Unerwünschte restlos ausgetrieben wurde.
Bienenwachs ist annähernd unbegrenzt haltbar, es wird lediglich mit der Zeit etwas spröder. Es hat sogar ein „Langzeitgedächtnis“ von ca. 10 Jahren. Alle im Wachs enthaltenen Stoffe, egal ob es sich um Medikamente zur Schädlings- oder Krankheitsbekämpfung  oder allgemeine Schadstoffe wie Spritzmittel handelt, können noch bis zu 10 Jahre im Bienenwachs nachgewiesen werden.
Es empfiehlt sich daher einen eigenen Wachskreislauf anzuwenden, um die Verunreinigungen und Streckmittel, wie z.B. Paraffin (wie es leider in fast allen zugekauften Mittelwänden vorkommt), möglichst gering zu halten.

Neben der Herstellung von Mittelwänden zur Vorgabe der Wabenstruktur im Bienenvolk kann man das Wachs auch zu vielen weitern Produkten verarbeiten.

  • Allen voran und wahrscheinlich auch am bekanntesten ist die Bienenwachskerze. Das Bienenwachs hat den Vorteil, dass es rußfrei verbrennt und dabei auch noch herrlich duftet. Eine Bienenwachskerze sorgt für ein wundervolles Ambiente und auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten angezündet für einen mückenfreien Abend.
    Als Ohrenkerze reinigt es unsere Ohren zuverlässig und gründlich.
  • Sehr wertvoll ist das Bienenwachs auch für die Kosmetikindustrie geworden. Es wird als Härtungsmittel, Aromaträger und Pflegezusatz eingesetzt. Am hochwertigsten und damit auch am beliebtesten in der Kosmetik, ist das „Entdeckelungswachs“. Das ist die zarte Wachsschicht die zum versiegeln (verdeckeln) der einzelnen Honigwaben aufgetragen wird.
    Auch im Hausgebrauch kann man sehr leicht pflegende und heilende Salben, Cremes oder Tinkturen herstellen. Ein Bienenwachs-Lippenpflegestift hat schon so manche vom Winter und Heizungsluft strapazierte Lippe wieder auf Vordermann gebracht.
  • Die Lebensmittelindustrie nutzt es weiters als Trennmittel für Nahrungsmittel sowie die Pharmaindustrie es als Überzugsmittel für Tabletten und immer häufiger auch als Wirkstoff einsetzt.
  • Auch in Farben und Polituren findet das Bienenwachs seine Verwendung. Sehr gern zum Einsatz kommt es in biologischen Farbprodukten, die umweltschonend sind und dabei in Wirkung, Aussehen und Nützlichkeit in keinster Weise einem großindustriellen, chemischen Produkt nachstehen.

(Bild & Text ©Florian Grüner)